1971 Challenger R/T.

"Neutral" - Dieser Begriff fällt einem schnell ein, wenn man an die Schweiz denkt, nicht jedoch beim Anblick dieses 1971er Dodge Challenger R/T.

Kein Wunder: Die High Impact Farbe Hemi Orange in Verbindung mit weißem Vinyldach, weißem Interieur und schwarzem R/T - Side Stripe wirkt alles Andere als zurückhaltend und unauffällig. Von "Neutralität" kann bei diesem Triple Color Car wirklich nicht die Rede sein.

Um so verwunderlicher ist die Tatsache, dass es sich bei diesem E-Body um ein Export-Auto handelt, welches seinerzeit über die "Automontage Schinznach AG (AMAG)" im Schweizer Kanton Aargau vertrieben wurde. Dies wird nicht nur durch die entsprechende Plakette neben dem Fender Tag des Challenger belegt, sondern auch durch den metrischen Tacho.

Im Gegensatz zu Deutschland, wo der Dodge Challenger offiziell nicht als Neuwagen erhältlich war, verkauften sich diese Autos in der wohlhabenden Schweiz relativ gut, und sind dort auch in der heutigen Szene noch häufig anzutreffen. Da US-Fahrzeuge aufgrund des damaligen Dollarkurses für Europäer sehr teuer waren (sie bewegten sich auf dem Preisniveau eines gut ausgestatteten Mercedes), wählte auch die Schweizer Kundschaft i.d.R. eher zurückhaltende Farben. Hier dachte man bei der Konfiguration seines Mopars weniger an raubeinige Muscle- und Pony Cars, sondern eher an den eleganten Gran Turismo für den "solventen Herrenfahrer". Dies hatte zur Folge, dass sich auch heute noch viele E-Bodies in dezenten Braun- und Grüntönen in der Alpenrepublik tummeln, die bunten Vertreter ihrer Art sind dort jedoch äußerst selten anzutreffen.

Mit seinem standardmässigen 383 Magnum gehört dieses 300 PS Pony Car zwar nicht zu den schnellsten seiner Art, weiß jedoch mit seinen inneren Werten zu überzeugen.

Power Steering, Power Disc Brakes, und das beim R/T serienmässig verstärkte Fahrwerk sorgen für ein sehr sicheres Fahrverhalten.

Das Vorurteil, amerikanische Fahrzeuge könnten nur geradeaus fahren, trifft bei diesem Exemplar definitiv nicht zu. Auch nach heutigen Maßstäben verursachen Geradeauslauf und Kurvenverhalten beim Fahrer keine Panikattacken. Die mit 3,23 : 1 übersetzte Hinterachse ermöglicht in Verbindung mit einem nachträglich installierten Motorölkühler eine dauerhafte Reisegeschwindigkeite von 130 - 140 km/h, was den Challenger zu einem angenehmen Fahrzeug für weitere Autobahndistanzen macht. Kurze Zwischensprints in Richtung der 200 km/h Marke sind dabei ebenfalls machbar, ohne dass um Mensch und Material gefürchtet werden muss.

Neben den dem Fahrverhalten sehr zuträglichen Extras, wurde auch beim Komfort nicht gespart. Um nur einige Beispiele zu nennen, orderte der Erstbesitzer seinen Challenger mit sechsfach verstellbarem Fahrersitz, elektrischen Fensterhebern, UKW-Radio mit drei Lautsprechern, Heckscheiben-Gebläse, zweitem Außenspiegel und Automatikgetriebe mit Wählhebel in der Mittelkonsole. Bumper Guards und diverse weitere Extras runden das sehr vollständige Erscheinungsbild ab.

Der heutige Besitzer erwarb das Auto im Jahr 2007. Grund für die Kaufentscheidung war der sehr charmante Zustand des unrestaurierten Autos, welches über eine wunderbare Patina verfügt, ohne dabei herunterkommen zu wirken. In Teilbereichen trägt der Challenger noch seinen ersten Lack, und kleine Kratzer und Dellen zeugen von einem bewegten Autoleben.

Anders als der Laie beim Anblick dieser Gebrauchsspuren vermuten würde, wurde in den letzten Jahren viel Geld in die Zuverlässigkeit des Challenger investiert. Diverse Nebenaggregate (Lichtmaschine, Wasserpumpe) wurden ausgetauscht und der Motor erhielt neue Hauptlager. Verschlissene Kleinteile, die im Betrieb für Frust sorgen können, wurden konsequent ersetzt. Kühlwasser- und Heizungsschläuche, Zündkabel und -Kerzen ebenso wie die Benzinleitung und diverse Dichtungen. Darüber hinaus wurden Getriebe und Vorderachse überholt.

Diese Maßnahmen machten sich bezahlt:
Im Gegensatz zur schrillen Optik verhält sich dieser E-Body aus technischer Sicht zuverlässig und Neutral - wie sich das für einen echten Schweizer gehört.